Woche 8 (04.10 - 10.10.2017)

So, Tag 7 der Woche 8 ist rum. Gestern Abend war ich noch in einer der Straßenrestaurants essen. Hat mich 3,50 Euro gekostet und war ok. Das Frühstück war für 1 Euro zu haben und hat mich satt gemacht. Gab aber nur einen marokkanischen Tee und keinen Kaffee. Aber ich habe heute für meine 54km nicht viel Energie und schon gar kein Koffein benötigt. Ging heute ratzinfatzi nach Mohammedia, kurz vor Casablanca. Die Straße war einwandfrei. Das liegt wohl daran, dass es ein Einzugsgebiet von Casablanca ist. Casablanca scheint der Wirtschaftsstandort zu sein und die Einwohner gehen wohl hier heraus an den Strand zum Wochenende. Es gibt viele Appartement- und Bungalow-Areale, alte und neue, sowie einige die gerade entstehen. Kosten tut sowas zwischen 250 und 750 Euro pro qm. Es hängen viele Werbeplakate rum und in Containern sind gleich auch Beratungs- und Verkaufsstellen untergebracht. Ich bin auch ein zwei Golfplätzen vorbei gefahren. Witzigerweise heißen die Areale hier nach berühmten Städten, wie z.B. Marbella Beach. Ist schon wieder ein gutes Beispiel für die Unterschied in dem Land. Daher habe ich heute mal ein typisches Bild von einem Feuer und einem Straßenrand hochgeladen. 

Eine Abschnitt der Strecke war besonders hübsch zurecht gemacht. Das Asphalt war erste Sahne, schöne Palmen haben die breite Straße gesäumt, eine rote Fahne mit dem marokkanischen grünen Pentagram hing alle 100m. Irgendwann kam auch ein Fahne mit einer Krone drauf und es war viel Polizei präsent. Die Polizei sehe ich übrigens jeden Tag, es gab noch keinen Etappe ohne das ich an Polizeikontrollen vorbei kam. Ich wurde bisher immer freundlich weiter gewinkt. Das ganze schicke Territorium erstreckte sich wohl so auf 2km Länge und scheint dem König zu gehören. Ob er da war oder nicht, weiß nicht. Das Polizei- und Soldatenaufgebot hätte es gerechtfertigt. 

Und auf einmal war der Engländer mit seinem Rad da. Habe lange keinen Radreisenden gesehen, also haben wir ein wenig gequasselt. Das Gute war, dass er mir erzählt hat, wie er mit dem Rad nach Marrakech kam. Das hat mir geholfen meine Strecke jetzt zu Ende zu planen - zumindest bis Marrakech. Damit war ich die letzten 2 Stunden beschäftigt. Eine Königsetappe und ein Stopp, wo ich keine Unterkunft im Voraus buchen kann, bleiben aber. Aber ich weiß jetzt, dass man da ein Hostel findet. Jetzt bin ich für die nächsten Tage zuversichtlich und hoffe am Samstag wirklich dort anzukommen. Daher wird das Selfie mit dem Engländer das Bild des Tages. 

So, jetzt denke ich nicht mehr soviel nach und gehe gleich zum Abendessen und dann ziehe ich mir einen englischen Film rein. Morgen geht es durch Casablanca durch, weiter an der Küste entlang. Inschalah. 


So, Tag 6 der Woche 8 ist rum. Bin wieder kurz nach 9:30 Uhr los gefahren. Dabei ist mir heute morgen aufgefallen, dass es hier viel früher hell wird, als in Spanien. Das ist gut, da kann ich bei meiner Königsetappe morgens zeitig losfahren. Aus Kenitra ging es durch den Stadtrandbereich los und da waren sie wieder, die unzähligen Schulkinder und die Slums. Von Amine, zu ihm komme ich gleich noch, habe ich gelernt, dass es keine festen Schulzeiten gibt. Je nach Altersklasse und Schule gibt es unterschiedliche Anfangszeiten pro Klasse. Daher ist auch Vormittags immer einiges los an den Schulen. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Die Slums und der Gestank haben mich wieder sofort eingenommen. Ich war gerade ein paar Kilometer entfernt von meinem Hotel, wo es einen Pizza Hut, Mc Donald und Einkaufszentren gibt und komme ohne Ansatz in einen extrem armen Stadtteil. Da findet alles auf der Straße statt, Werkstätten, Bars, Obst und Gemüse, Autoschrauber, Schulkinder, Kühe, Hühner, Hunde alles tummelt sich hier. 

Das erinnert mich an meinen Rucksackurlaub in Indien. Ist schon lange her, aber da habe ich noch eine Menge Erinnerungen präsent. Wenn man in Neu Dehli von Connaught Place Richtung Norden läuft, passiert man auch ein Wurmloch. Der Connaught ist sauber und weiß gefliest. Es hat Kino, ebenfalls einen Pizza Hut und McDonald, Restaurants und Cafés. Da haben die Briten den Indern einen schönen Platz hinterlassen. Geht man aber zu Fuß 10min, dann passiert das gleiche und kommt in das krasse Gegenteil. 

Nach 20km schlechter Straße an der Küste entlang, kam ich dann schon in den Gürtel der Hauptstadt. Rabat habe ich dann von Norden nach Süden einmal durchquert. Sieht ganz nett aus. Die Bilder habe ich an einem kleinen Hafen im Norden bei einer Pause geknipst. Dann war ich aber voll gefordert, um mit hoher Konzentration den Verkehr durch die Stadt zu meistern. Letztlich kam ich in Temara, meinem Ziel für heute an. Waren nur 57km. Wie gesagt, ich muss Kräfte sparen. Mein Appartement zu finden, war dann etwas komplizierter. Ich plane mittlerweile meine Routen so, dass es ich eigentlich direkt an meiner Unterkunft ankommen sollte. War heute auch so, wenn ich diese als solche erkannt hätte. Also ging die Fragerei los. Der Tante-Emma Laden (ich nenne die jetzt einfach mal so, die kleinen Läden, wo es eigentlich alles gibt) wusste von nix. Der nächste wusste es auch nicht. Beim Rad durch die Gegend schieben, hat mich ein junger Kerl auf dem Moped angesprochen. Er konnte gut englisch. Er wusste auch nicht wo das Appartement Reem ist. Aber er hat gleich einen Kumpeln gefragt und dann kam noch einer dazu. Auf jeden Fall  ist dann einem dann ein Licht aufgegangen und wir sind zu einem stinknormalen Wohnhaus mit drei Etagen gefahren. Kein Schild, keine Hausnummer, keine Straßenname, nichts. Und ich war gerade vor 15min erst vorbei gefahren. Egal, die beiden Jungs haben etwas geschrien. Dann würde zurück geschrien, es gerade Gebet. Nach 5min kam ein junger Kerl und fragte nach meiner booking.com Nummer. Dann hat er auf seinem Samsung rumgespielt und meinte ok. Ich war also richtig und habe jetzt Zimmer mit Küche in einem normalen Wohnhaus. Irgendwie witzig. Amine, der Typ der mich angesprochen hatte, hat mich gerade noch zum Lunch begleitet und wir haben etwas gequatscht. Er ist 21 Jahre alt, hat studiert und macht jetzt noch ein paar Praktika. Sein Englisch ist sehr gut und ich so habe ich einiges über Marokko gelernt. Unter anderem meinte er, das s den 'Reichen' die Armen egal sind und König Mohammed der 6. nicht so beliebt sei. Da das Volk denkt, er stopft sich nur die Taschen voll. Anders ausgedrückt, er beraubt sein Volk. War also ganz interessant. Gegessen habe ich übrigens Chicken, saugünstig und gut. Oh, ein Kalauer.

Da geh ich zum Abendessen glaube ich nochmal hin. Jetzt plane ich noch etwas die nächsten Tage. Aber vielleicht noch ein paar Worte zu meinem Wohlergehen. Körperlich geht es mir ganz gut. Linkes Knie tat heute etwa weh und linker hinter Oberschenkel, das ist aber nichts schlimmes. Mein Pickel am Po tut da schon mehr weh. Aber wie gesagt, bin fit und bekomme genug Schlaf und Essen. Das Alleinsein macht mir etwas mehr zu schaffen, gerade weil ich mich hier nicht so wohl fühle. Als Alien alleine zu sein ist nicht einfach. Aber gut, es ging jetzt jeden Tag ein bisschen besser und mal sehen wie gut ich mich noch an das Land gewöhne werde. Wie gesagt, die Leute sind grundsätzlich sehr freundlich. Die Binsenweisheiten fallen ja nun schon seit ein paar Tagen aus. Ich denke mal nicht, dass sie einer vermisst. Mir ist halt nicht danach und ich bin mehr mit Marokko und meiner Reise beschäftigt. Das ist aber auch gut so. Salam Alaikum. 


So, Tag 5 der Woche 8 ist rum. 91km wurden es heute und die haben mich nach Kenitra gebracht. Es ging nur entlang der Küste, nicht direkt, aber nah genug um etwas kalten Wind zu genießen. Am Schluss kam er etwas als Gegenwind, aber er war kein großes Problem. Die Strecke ging weiterhin durch landwirtschaftliches Gebiet. Es waren auch wieder eine Menge Menschen auf ihren Ackern beschäftigt. 

Neu war eine unglaublich ausgedehnte Anlage mit Gewächshäusern. Dieses Territorium war auch umzäunt und bewacht. Ich bin am Eingang vorbei gefahren, als die gerade ihren Dünger geliefert bekamen. 10 LKW mit Dung. Puh, hat das gestunken. Das mit den Gerüchen ist so ne Sache. Es riecht regelmäßig unangenehm. Warum auch immer, ist im jeden Kaff ein Feuerchen am köcheln. Und es glimmt dieses Plastik vor sich hin. Das stinkt gewaltig. Die Straßenränder sind alle unglaublich dreckig, Plastikabfälle ohne Ende. Ab und zu riecht es dazu noch süßlich unangenehm nach verwesendem Kadaver. Bäh. 

75km meiner Strecke heute gingen durch solches Gebiet und die Straße war mehr kaputt als ganz. Das hat das Fahren anstrengend gemacht. Teilweise hat die Natur, die Straße zurückerobert. Statt das Gebüsch oder die Bäume zurückzuschneiden, hat der Verkehr sich eine neue Spur drum herum gesucht. Ist eh Wurscht, da es kaum Stücke länger als 1-2km am Stück gibt, wo,der Asphalt an einem Stück ist. Auf vielen Abschnitten gibt es nur noch Schotterpiste. Der viele Sand auf der Straße hat mich ebenso gewundert, dachte die Sahara ist noch 500km weiter südlich. Aber das ist Sand von sehr großen Dünen, der sich da angesammelt hat. Das ist mir irgendwann mal aufgefallen, als ich einen besseren Blick zur Küste hatte. Ich muss aber erwähnen, dass ein scheinbar neue Autobahn ebenfalls hier entlang ging. Das reduziert natürlich die Motivation diese Straße zu pflegen. 

Für die Kinder war ich wieder die Attraktion. Heute haben sie sich mir in den Weg gestellt, sind mir hinterher gerannt, oder wollten gar ein Rennen mit mir veranstalten. Das 'Bonnsu' kommt fast immer, manchmal auch ein Hola. Einer hat sogar ein Stein hinter meinem Rad vorbei geworfen, dass fand ich scheiße. Hab ihn auch angeschrieben. Es ist auffällig wieviele Kinder auf der Straße sind. Dachte mir heute, dass ich eigentlich gar nicht genug Erwachsene für alle die Kinder gesehen habe. Wobei heute viele Männer überall rumsaßen, oder oft auch einfach nur in der Hocke im Schatten kauerten. Keine Ahnung, ob die auf Arbeit gewartet haben. Wirkte aber komisch, wenn die so zusammenglucken und einfach nur rumsitzen. 

Ich traue mich auch nicht viele Fotos zu machen, schon gar nicht von den Menschen. Das kommt mir nicht richtig vor, als ob deren Leben hier für mich eine Attraktion wäre und meine Radtour eine Safari. Ist es aber nicht. Mir geht eher durch den Kopf was Europa noch für diese Land machen kann. Wie müsste man helfen, dass die sich schneller entwicklen und die Schere zwischen Arm und Reich besser geschlossen bekommen. Kenitra zeigt, dass Marokko auch gut entwickelt ist. Bin an einem McDonald vorbei gekommen und gegenüber von meinem Hotel ist ein Pizza Hut und ein großer Supermarkt. Sollen aber nur Beispiele sein. Alleine schon der Blick auf die Autos auf dem Parkplatz vom Supermarkt reicht aus, um zu sehen, dass die Leute sich hier was leisten können. Der Markt braucht sich auch nicht vorm Real in Brezenheim zu verstecken. Ok, das war ein Insider. Die Mainzer wissen, dass der Markt ganz schön runter gekommen ist. Egal, im Vergleich dazu wie die Leute 30km nördlich einkaufen, ist das eine andere Welt. Ich habe hier sogar meine kleine Nivea Creme Dose kaufen können. Was ich sagen will ist, dass es in den Städten völlig anders als auf dem Land aussieht. Das ist die Schere, die ich meine. Aber ich packe das Thema mal zur Seite. Ich bin ja nicht auf einer Entwicklungshilfe-Mission. 

Jetzt plane ich mal wieder meinen nächsten Tag, der wird zum Glück kürzer. Ich muss mir meine Kraft einteilen, da meine Königsetappe mit weit über 100km noch kommt. Liegt daran, dass zwischen Casablanca und Marrakech nur viel Nichts ist. Salam Alaikum. 


So, Tag 4 der Woche 8 ist rum. Heute bin ich in Moulay Bosselham und sitze gerade auf der Terrasse meines Zimmers und schaue auf den Atlantik. Die Brandung ist richtig laut und ich kann die Kraft des Oceans spüren. Die Sonne scheint, es ist 31 Grad warm, ich sehe weißen Strand und Palmen stehen im Garten neben mir. Man hätte sich die Szenerie hier kaum besser ausdenken können. Ich wohne wieder in einem Riad. So nennen die wohl die zu Hostels umgebauten Wohnhäuser. Ich muss durch ein Wohnzimmer gehen, um in mein Zimmer mit Terrasse zu kommen. Das Zimmer hat Fenster im maurischen Stil, das Bad sieht aus wie aus Lehm geformt und aus meiner Sicht könnte es nicht landestypischer sein. 

Nachdem ich die letzten Tage nicht gut drauf war und mich unwohl gefühlt habe, kommt so ein Ort gerade recht. Schon bei der Ankunft ging es gut los, obwohl nur die arabisch sprechende Haushaltshilfe da war. Aber ruckzuck hatte ich einen leckeren Pfefferminztee und durfte im Wohnzimmer sitzen, bis sie mein Zimmer fertig hatte. Die Formalitäten hat zwei Stunden später der Verwalter abgearbeitet. Die müssen hier wohl immer meine Nummer vom Reisepass, also die, die ich bei der Einreise bekommen habe, aufzeichnen. Heute Abend bekomm ich ein Essen direkt auf meiner Terrasse serviert. Herrlich, mir geht es gut. Leider ist das WLAN nicht gut und ich bekomme keine Bilder hoch geladen. Anyway, damit habe ich gerechnet. 

Mit dem Rad bin ich heute auch gefahren. Die knapp 60km mit einem Schnitt von über 18km/h habe ich flott bewältigt. Heute bin ich primär durch landschaftliches Gebiet gefahren. Die Straße war durchgängig gut und der Verkehr überschaubar. Deutlicher,als an der Landwirtschaft kann man aber nicht sehen, dass es durch Afrika geht. Ich fühle mich 40 Jahre zurück gesetzt. Ich kann mich noch aus Kindheitstagen daran erinnern, dass wir einen einzigen alten Bauern hatten, der noch mit seinem Pferd und Pflug unterwegs war. Hier ist das Pferd, dass den Pflug zieht wesentlich häufiger zu sehen, als ein Traktor. Viele Menschen, darunter mehrheitlich Frauen und leider auch viele Kinder, sieht man gebückt auf den Feldern arbeiten. Offensichtlich wird hier noch viel Arbeit auf dem Feld mit Menschen bewerkstelligt. Es ist beim vorbei fahren schwer zu erkennen, was die genau primär in gebückter Haltung machen. Teilweise konnte ich natürlich sehen, dass was geerntet wurde, leider konnte ich nicht erkennen was das war. Ich muss auch mein Kommentar zu Transportfahrzeuge korrigieren. Das Dreirad, in dem Falle eine Motorrad mit einem einachsigen Hinterbau, ist am häufigsten zu sehen. 

Heute ging mit ein paar Mal durch den Kopf welch anderes Leben die Leute hier führen. Und dann komm ich mit meinem Fahrrad an. Dass muss auf viele Leute hier total skurril wirken. Da fährt einer bei 30 Grad zum Spaß durch Marokko. Das Anhupen und Zurufen begleitet mich trotzdem weiterhin. Obwohl heute Samstag ist, war Schule. Dieses Mal sind mir unzählige Kinder auf dem Heimweg begegnet und sobald sie mich entdecken, rufen die meisten mir zu. Oft ein Bon Jour, dass sich anhört wie eine Bonsoo. Vieles kann ich nicht verstehen. Da meist noch gewinkt wird, gehe ich von positiven Zurufen aus. 

Heute habe ich mich wohl aus meinem Tief befreit. Ich muss glaube ich zulassen und akzeptieren, dass ich in Afrika bin. In einem muslimischen Land, einer Monarchie, mit König Mohammed dem VI, als Oberhaupt. Somit bin ich der Alien und es ist hier völlig anders für mich. Insbesondere wenn man mit dem Rad unterwegs ist und damit viel näher an der Bevölkerung. Aber ich muss festhalten, dass mich die meisten freundlich behandeln. 

Jetzt genieße ich noch etwas sie Terrasse und werde mit dem Getöse der Brandung noch lesen und mich aufs Abendessen freuen. Morgen geht es dann ungefähr 90km weiter in den Süden. Salam Alaikum. 


So, Tag 3 der Woche 8 ist rum. Im Moment bin ich in einer Anomalie gefangen und die hat auch ein wenig von Shining. Mir ist immer noch nicht klar was hier los ist, aber es hat wenig mit Marokko zu tun und damit wie der Tag angefangen hat. Aber wie immer von vorne. 

Heute Nacht war wieder um 4:30 Uhr richtig was los. Es waren die drei asiatischen Mädels, die gestern hier nach mir ankamen. Ich denke die hatten Jetlag und mussten früh wieder los. Ich muss dazusagen, dass das Hotel wenig Privatsphäre bietet. Wie gesagt, es ist in der Medina und ein uraltes Gebäude. Es ist alles extrem hellhörig und hat eher was von einer WG. Es mutet schön typisch alt marokkanisch an, mit den Fensterschen im Zimmer Richtung geschlossenen Innenhof, mit den Bildern und den alten geschreinerten Einbauschränken, sowie mit dem Steinfußboden und den angemaltem Steinwänden. Wer will kann es googeln - Riad Assilah, heißt es. Das Frühstück war ausgesprochen gut und dann bin ich auch schon los, sollte ja heute nicht weit gehen. Die 45km gingen mir trotz der 470HM recht locker aus den Beinen. Und dann näherte ich mich meinem Liux Beach Ressort in Larache. Gut, es ist weiter weg von Larache als gedacht, damit musste ich nochmal die nächsten Tage umplanen, aber das ist schon passiert. Es fing dann damit an, das irgendwann eine Schranke mit Security kam und fragte wo ich hin will. Na ins Hotel ihr Kappen, sonst ist ja weit und breit nix. Von der Schranke bis zum Hotel waren es sage und schreibe 2,5km. Dazwischen lag nochmal eine Bungalow-Siedlung. Alles weis angemalt, alle Bungalows leer, außer etwas Graffiti auf den Wänden. Puh, das hatte ich nicht erwartet. 

Dann näherte ich mich tatsächlich dem Hotel.  Davor ein riesengroßer Parkplatz,  ohne Autos. Die Empfangshalle ebenfalls riesengroß, ohne Menschen. Eine Lady stand verloren an dem bestimmt 15m langen Empfangstresen und eine Art Concierge ohne Zähne, war übereifrig mir zu helfen. Er wollte mir dauernd mein Rad abnehmen. Ich war so verunsichert, dass ich es aber nicht loslassen wollte und habe es mit zur Rezeption rein genommen. Ich hab ein Zimmer bekommen und bin dann zügig zum Essen, ist ja All inklusive für kleines Geld. Der Speisesaal riesengroß, aber ohne Menschen. Eine alte Dame hat da gesessen und gegessen und in der anderen Ecke zwei Typen. Bei denen war mir unklar, wo sie hingehören. Essen gab es à la carte, es war eine relativ kleine Karte. Nachdem Essen bin etwas rumgewandert, um die 'anderen' zu suchen. Es ist nicht wie in Shining und ich bin der schizophrene Hausmeister, es sind noch ungefähr 6 andere Gäste, sowie ungefähr 25-30 Menschen an Personal da. Mehr habe ich bisher nicht gesehen. Wie die beiden Bilder zeigen, ist das bei dem Anwesen so gut wie nix. Aber alles ist nagelneu, sauber und modern gehalten. Es gibt Alkohol und ich habe einige deutsche Sender (z.B. ZDF, RTL und VOX) im Fernseher gefundenen. Daher kann ich das nicht anders als eine Anomalie beschreiben, als ob ich irgendwo nach der Schranke durch ein Wurmloch in eine Parallelwelt gefahren wäre.  

Der Unterschied zu heute morgen, als ich durch Assilah rausgefahren bin, hätte auch nicht größer sein können. Hunderte von Schulkindern strömten scheinbar in zwei verschiedene Schulen, da es an zwei verschieden Stellen in der Stadt einen Kinderstau gab. Alle Kinder waren in blauweißer Schuluniform und viele in Begleitung ihrer Mutter, diese in landestypischer Tracht mit Kopftuch. Die Essenstände vom Nachmittag und Abend waren zu und alles weggeräumt. Dafür waren viele Obst und Gemüse Angebote direkt auf der Straße ausgebreitet. Es hat entsprechend gerochen und sauber war das auch alles nicht. Aber gut, so ist das hier und in vielen vielen anderen Ländern. Aber ich hätte heute keinen größeren Kontrast erleben können. 

An dieser Stelle kommentiere ich nochmal die Straße, die heute deutlich besser war als gestern. Grundsätzlich war der Asphalt gut, manchmal etwas rau, aber das ist besser als tausende von Schlaglöchern. Das beliebteste Auto scheint hier der Mercedes zu sein und zwar das 123er Model. Unglaublich wie viele von diesen ollen Karren hier rumfahren. Danach kommt tatsächlich schon der der Esel als häufigstes Transportmittel. Ist so, wahrgenommen habe ich sicherlich an die 10 Eselreiter. 

Ich fühle mich heute wohler als die letzen beiden Tage. Aber das ändert nichts daran, dass ich, wenn ich mit einem Raumschiff angeflogen käme, nicht mehr Aufmerksamkeit erzeugen würde. Es ist schwer all die Blicke nicht wahrzunehmen, die ich anziehe. Und ich bekomme Zurufe und werde angehupt und oft geht noch ein Daumen nach oben. Dann fühlt es sich aber gut an. Wenn es so bleibt dann ist es auch gut. Nur Hunde sollte keine mehr kommen. Ich habe gestern nicht geschrieben, dass mich zwei Hunde verfolgt hatten. Ich musste bis auf 35km/h beschleunigen, um die abzuhängen. Das war beängstigend, das waren aggressive Viecher. 

Jetzt schaue ich mal was ich hier in 'meinem Hotel' noch machen kann, bevor es hoffentlich dieses Mal eine ruhige Nacht wird. Morgen geht es dann weiter. Inschalah. 


So, Tag 2 der Woche 8 ist rum. Die Nacht in Tanger hat mir nicht soviel Ruhe gebracht. Ab 4:30 Uhr gab es über mir Stühlerücken und auf dem Gang war auch eine Menge los. Ich habe mich gefragt, ob die jetzt das Morgengebet abhalten. Irgendwann bin ich dann aufgestanden, aber so richtig gute Laune konnte ich nicht vermelden. Irgendwie war ich mir heute morgen auch nicht mehr so sicher, wie und ob, das hier in Marokko weiter gehen soll. 

Bevor ich zu viel mit Denken beschäftigt war, dachte ich mir ein Frühstück und ein paar Kaffee helfen weiter. Also bin ich los zum Frühstücken. Viele die schon öfter in Marokko waren erzählen immer, dass die Marokkaner sehr offen und freundlich sind. Das kann ich erstmal bestätigen. Gestern Abend waren die Hotelangestellten wegen meinem Fahrrad und meiner Reise aus dem Häuschen. Und heute der Typ beim Frühstück meinte, er hätte mich gestern Abend kommen sehen und er findet mein Rad toll. Bei meiner Weiterfahrt, sollte ich Casablanca aussparen. Dies Stadt wäre es nicht wert. 

Damit bin ich mit etwas mehr Zuversicht zurück aufs Zimmer und habe mich reisefertig gemacht. Und dann ging es auch fast los. Beim Gepäck anschnallen schauten wieder zwei Typen vom Hotel zu und zeigten Unglauben. Sie wünschen mir Bon Courage. 

Aus Tanger raus ging es eigentlich gut. Es gab fast durchgängig einen Radstreifen neben der vierspurigen Straße, die aus Tanger in etwas südöstliche Richtung rausführt. Die Stadt wirkte sauber und ich konnte viele Arbeiter beim Saubermachen ausmachen. Ebenso gab es viele, die die großzügigen Grünflächen bewässerten. Irgendwann bin ich auf eine kleine Straße gewechselt. Die Qualität wurde dann mit der Zeit auch immer schlechter. Das Hauptproblem war aber der brutale Wind. Vor dem haben mich die Hoteljogis auch schon gewarnt. Und puhhh - der war wirklich brutal und einen nicht zugeritten Hengst zu reiten, hätte nicht schwieriger sein können. Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes alles damit zu tun, nicht umgeweht zu werden. Zum Glück kam der Wind meistens von der Seite, selten von vorne. Die Qualität der Straße wurde weiterhin schlechter. Der Asphalt ist gut und man meint alles ist in Ordnung und auf einmal gibt es riesige Löcher und Krater. Teilweise ist dann der Asphalt für mehrere hundert Meter weg. Hier muss man immer die Straße im Blick haben und insbesondere bergab, darf es nicht so schnell gehen. Dafür kann von einem auf den anderen Moment sich der Straßenzustand zu sehr ändern. 

Nach 50km und 350HM kam ich in Assilah, einer Küstenstadt an. Nach 30min suchen, konnte ich auch mein Hotel in der Medina ausmachen. Ich musste in die wirklich gut erhaltene Altstadt, durch eine alte Stadtmauer reinfahren. In dem engen Gassengewirr, in einem sehr schmalen Seitenarm war dann auch das Eingangstor des Hotels zu finden. Die Altstadt ist sehenswert und nach einer Dusche habe ich mich etwas umgesehen. Ich bin nicht sicher, ob ich noch ein paar Bilder durchs Netzwerk bekomme. 

Morgen fahre ich noch kürzer und werde in einem Super Duper All Inklusive Schuppen in Larache etwas relaxen. Kostet wenig und ich dachte ich gönne es mir mal. Wenn ich weiterfahre, wird es dann mühsam. Ich muss meine Touren anhand von Dörfern und Städtchen planen, mit der Konsequenz, dass ein paar lange Touren dabei sein müssen. Aber eins nach dem anderen. Jetzt hoffe ich mal auf guten Schlaf und auf Akklimatisierung. Ich brauche ein besseres Gefühl für Menschen und die Gegend, sonst tue ich mich schwer hier. Heute war es dafür mal ein guter Anfang. Morgen dann mehr. Inschallah. 


So, Tag 1 der Woche 8 ist rum. Heute habe ich einen großen Bock geschossen. Naja, eigentlich hatten ich ihn gestern geschossen und heute die Auswirkungen gespürt. War dann etwas nervenaufreibend und ein nicht so toller Start in Marokko.

Was war passiert? Ich dachte, ich hätte Tanger und Tanger med und meine Hotelbuchung, sowie meine Routenplanung gut synchronisiert. Dem war aber nicht so. Gebucht hatte ich nach unzähligen Versuchen im Internet letztlich eine Überfahrt von Algeciras nach Tanger med. Tanger med war der Fehler. Das ist ein 10 Jahre alter, oder besser gesagt neuer Hafen. Primär ist das ein Containerhafen 40km nordöstlich von Tanger. Das ging mir auf als Josef, ich erkläre gleich wer das ist, kurz vor Ankunft in Marokko mit seinem Handy gespielt hat. Ich dachte ja erst das GPS tut nicht richtig. Dann ist mir mein Fehler schnell klar geworden. Ebenso, dass ich nicht mit dem Rad von Tanger med nach Tanger fahren kann. Nicht geplant, zu hügelig, zu spät, etc.  Uff, da war ich erstmal geschockt. 

Beim Warten am Hafen in Algeciras hatte ich kurz Dewey und Julia aus Österreich kennengelernt. Die beiden fahren mit dem Auto weit nach Afrika rein. Sind aber auf einem anderen Schiff nach Tanger med übergesetzt. Luc ein Belgier, der ganz im Süden von Marokko ein Hotel in der Wüste betreibt, hatte mich danach angesprochen. Irgendwann hat sich dann Josef aus Tschechien, der mit dem Wohnwagen unterwegs ist, dazugesellt. Glücklicherweise saß ich auf dem Schiff mit Luc und Josef zusammen. Unser Dreiergruppe vom Anstehen an der Fähre hatte sich wieder auf dem Schiff gefunden. Luc hat viel erzählt, primär auf englisch. Josef hat nur zugehört. 

Als denen meine Misere klar wurde hat Josef relativ schnell zugesagt mich nach Tanger zu fahren. Leider hat dann die Einreise nach Marokko fast 3h gedauert. Also nicht für mich, ich war in 2min durch die customs. Aber für Luc und Josef hat es elend lange gedauert. Dewey und Julia, die beiden Österreicher, habe ich auch nochmal gesehen. Obwohl die zwei Stunden eher übergesetzt sind, war ich ungefähr 1h vor den beiden durch die customs gelangt. 

Ich hab im Transitbereich rumgelungert und hatte seltsame Gedanken. Was mache ich im Falle von ... anyway, irgendwann war dann auch Josef durch, wir konnten das Rad im Wohnwagen verstauen und haben nach 1 1/2 Stunde, einer weiteren Polizeikontrolle und einmal falsch abfahren, dann mein Hotel gefunden. 

Die Erwartung war, nachdem die Überfahrt bis 17:30 Uhr dauern sollte, dass ich gegen 18:00 - 19:00 Uhr im Hotel sein werde. Jetzt bin ich überglücklich, auch wenn es fast 12:00 Uhr wurde. Josef bin ich sehr dankbar für seine Hilfsbereitschaft. Daher ist das Bild mit ihm das Bild des Tages geworden. Btw, Josef spricht kein Englisch und sein Deutsch beschränkt sich auf wenige Wörter. Rausgefunden habe ich, dass er seit 6 Monaten unterwegs ist. Italien, Frankreich, Spanien hinter sich hat und jetzt bis Dakar fahren will. 

Das war also heute ein echtes kleines Abenteuer und alleine über die 3h im Transitbereich könnte ich einen Blog schreiben. Aber das lass ich heute. Salam alaikum. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Torsten (Dienstag, 10 Oktober 2017 07:23)

    Hallo Dirk, ich habe mal wieder Deinen Blog gelesen und mich auf den neuesten Stand gebracht. Spannende Geschichten insbesondere was Du nun von Marokko berichtest. Ich kann mich in Deine Beschreibung gut einfinden und hoffe Du kannst die Andersartigkeit noch mehr genießen ! Salam Habibbi ! Yallah ....