Woche 2 (17.08 - 23.08.2017)

So, Tag 7 von Woche 2 ist um. Somit fängt morgen meine dritte Woche. Puh, wie die Zeit verfliegt. Ich habe jetzt Halbzeit für meine ersten Abschnitt, der bis Madrid geht. Damit sind auch die ersten 1000km geknackt. Heute kamen nochmal 94,5km dazu. Wiederum mit über 500HM, wodurch es kein Spaziergang wurde. Aber die Strecke ging meist über kleine Straßen und durch kleine Dörfer und es 'einfach' zu fahren. Ich bin es auch langsam angegangen heute und habe wirklich jede Stunde Pause gemacht. Naja fast, die letzen beiden Stunden bin ich durchgefahren, ich wollte ankommen. Die Landschaft war - wie gestern - kupiert, aber flacher. Damit waren die Anstiege und Abfahrten nicht mehr so steil und es hat dementsprechend weniger Kraft gekostet. Der Mais begleitet mich ja schon durch ganz Frankreich, seid dem Loire-Tal kamen die Sonnenblumen und die Weinberge dazu. Hier überwiegen jetzt die Sonnenblumen und die Weinfelder. Ich frage mich was die mit den vielen meist vertrockneten Sonnenblumen machen. Die Felder sind teilweise riesig. Ebenso gibt es  hier weiterhin diese winzigen Dörfer. Frankreich scheint voll davon zu sein. Weiterhin nur mit vier oder fünf Häusern, wobei heute auch ein paar neuere Häuser zu sehen waren. Weniger zu sehen sind hier die vielen großen Bauernhöfe. Meist sehen die Dörfer so aus, wie auf dem Bild, das ich mal beim fahren geknipst habe. 

Nach zwei Wochen bin ich etwas am bilanzieren. Grundsätzlich kann man in Frankreich gut radeln. Selbst neben der Radtouristenautobahn entlang der Loire, sind die vielen kleinen Straßen gut befahrbar und es gibt wenig Verkehr. Das ist schon angenehm und mit Navigation auch gut umsetzbar. Ohne Navigation würde es mühsam, die vielen kleinen Straßen und Feldwege zu finden. 

Der menschliche Körper ist faszinierend, muss ich ebenso festhalten. Die Belastung ist schon hoch, aber der Körper adaptiert sich und geht damit um. Anfangs war ich Abends echt KO und habe mich gefragt, wie das weitergehen soll. Mittlerweile wird es immer besser und abends, auch nach einem anstrengenden Tag wie heute, schaue ich mir nochmal die Ortschaft an. Heute bin ich in Pons und was die da wieder hingebaut haben (siehe Foto). Ich fand den Platz so schön, da habe ich noch einen Cafe (ist Espresso in Frankreich) getrunken, die Atmosphäre genossen und etwas gelesen. Hier muss ich anmerken, dass ich selbst erfahre, dass der menschliche Körper für die Bewegung konzipiert ist. Es gibt den Mensch unter anderem noch auf der Welt und es ist die dominierende Lebensform geworden, da er so ausdauernd ist. Das muss man sich immer wieder vor Augen halten und dann auch diesen Körper bewegen. Dafür ist er gebaut. Tut man es nicht, hat das logischerweise Konsequenzen. Hoffe mal, ich generiere kein schlechtes Gewissen bei dem ein oder anderen. 

Ebenso wollte ich ja mit Ablauf dieser Woche meine Blog-Statistik hier teilen. Es haben in den letzen 30 Tagen 809 Besucher den Blog angeklickt und es gab 2081 Seitenaufrufe. Also, es liest auf jeden Fall jemand, was ich so von mir gebe.  

So ganz den 'eat, bike, sleep, repeat' Mode habe ich bisher nicht gefunden. Das liegt an den unterschiedlichen Herausforderung, Stimmungen und Umgebungen jeden Tag. Das finde ich aber gut so. Wobei ich schon sowas wie einen Arbeitstag habe. Ich stehe meist kurz nach 7 Uhr auf. Lasse mir Zeit mit Frühstück und packen und fahre gegen 9 los. Die Durchschnittstour dauert dann bis 8 oder 9 Stunden, wenn ich nicht bewusst weniger fahren will. Ich plane meist 2h an Pausen ein für den Tag, die ich aber nie ausnutze. Wobei ich nie länger als 90min fahren will ohne kurze Pause. Die Pausen nutze ich meist für Fotos und immer zum Essen. Dann muss ich abends nicht soviel reinschaufeln und ich laufe auch nicht Gefahr in einen Hungerast zu kommen. Das als Arbeitstag zu bezeichnen ist ggf. etwas grotesk, wobei arbeiten tue ich ja schon - zumindest körperlich. 

Jetzt geht es also in die nächsten 14 Tage und der Atlantik und auch Spanien rücken in greifbare Nähe. Da habe ich schon etwas Bammel. In Spanien wird es etwas hügeliger, da waren die letzen Tage nur eine Anzahlung. Wie auch immer,  morgen geht es erstmal nach Bordeaux und dann schauen wir weiter. Ein Tag nach dem anderen. Und ich habe immer noch nicht über mein Fahrrad geschrieben. Und eins noch, die Radfahrerbräunung kann ich nicht mehr verstecken. 

So, Tag 6 von Woche 2 ist vorbei. Von Jimdu gab es eine Antwort, aber ich hatte noch keinen Nerv, sie mir anzusehen. 

Ich habe heute wie geplant etwas weniger Distanz absolviert. 50km waren auch nach den über 330km der letzten 3 Tage deutlich. Aber mit über 400HM und durchgehend über 30Grad war es doch wieder anstrengender als geplant. Ich hab dieses ständige auf und ab heute mal unter dem Aspekt Krafttraining betrachtet. Und nach fast 1000km, meine ich auch etwas stärker geworden zu sein. Die Beine gehen ganz gut rum und die waren heute in dem sehr kupierten Gelände besser als mein Kopf. 

Heute war ich weniger kreativ und die Korrelation zwischen körperlicher Anstrengung und Gehirnaktivität wurde mir wieder bewusst. Wenn du immer mit einem Hügel beschäftigt bist, dann bleibt weniger Freiraum im Hirn. Es kommen dann eher die gedanklichen Fragen, wie weit geht es denn noch nach oben, wie viele Hügel kommen noch. Will mich nicht über die Strecke beschweren, aber der Zusammenhang ist nicht von der Hand zuweisen. Was lernen wir daraus? Wenn der Körper im Stress ist, ist der Kopf mehr mit dem (körperlichen ggf. auch mentalen) Stress beschäftigt und hat weniger Kapazität für andere Aktivitäten. So liebe Unternehmenslenker und Executives, denkt mal darüber nach. Stress und ggf. auch Angst mag ein wirksamer Antriebsfaktor sein und bringt auch Ergebnisse, aber mit Einbußen bei der Leistungsfähigkeit. Ein Teil des Hirns wird immer damit beschäftigt sein, wie es den Stress abstellen kann. Es wird sich fragen, ob es eine Abkürzung nach "oben" gibt. Hier ist wiederum Balance gefragt, weil Stress und Deadlines etc. kann man nicht vermeiden, genauso wenig wie Hügel. Aber dann braucht es wieder Entspannung und konstruktive Motivation. Dann kann etwas auch langfristig funktionieren und wann bekommt den Kopf auch wieder frei wird. 

Daher habe ich heute ein Mittagsschläfchen gemacht und mir dann dass Städtchen angesehen. Niort, so heißt die Stadt wo ich gerade bin, ist es sehr schön. Ich habe ein paar Bilder geschossen. Auffällig mal wieder der Prunkbau des Bürgermeisters. Der Marie ist ne große Sache in Frankreich, so wie die da alle residieren. Auffällig für die Gegend war die riesige Grünfläche am Ende der Fußgängerzone. Hab ich so hier noch nicht gesehen und da muss viel Wasser drauf, dass die so grün bleibt. Hab mit Blick auf diese Fläche anett zu Abend gegessen und etwas das Leben hier genossen. 

So, jetzt plane ich mal noch meine Strecke für morgen und dann mache ich hoffentlich ein langes Schläfchen. 


So, Tag 5 von Woche 2 ist vorbei. Von Jimdu gibt es immer noch nix neues, es ist auch Montag!

Heute habe ich wieder ca. 113km absolviert. Es war wiederum ein sehr schöner Tag. Ich bin echt glücklich. Nochmal ungefähr 50km an Cher und Loire entlang und durch die Felder nach Süden. Es waren teilweise mehr als 30 Grad und nur blauer Himmel. Die Strecke ist super schön und es ist weiterhin gut zu fahren. Teilweise war außer mir und den Felder mit und ohne Mais nur nichts. Keine Menschen, keine Autos und ich konnte mein Kilometer abspülen und es einfach genießen. Meine Pause konnte ich auf den Kreuzungen machen. Nichts los. Meine Beine laufen ganz gut rund und ohne Gegenwind bin ich heute eine 18,2 Schnitt gefahren. Puh, das ist mit dem Gewicht nicht schlecht. Aber nach 330km in drei Tagen lass ich jetzt mal raus. Bis Bordeaux lass ich mir drei Tage Zeit und mache nur gegen 75-80km am Tag. 

Heute durfte ich in Parhenay wieder die Gastfreundschaft von meiner Cousine und ihrem Mann sowie seine Eltern genießen. Volles Programm mit Schwimming Pool, Altstadtrundgang (hier ist eine Pilgerhochburg und der Camino führt durch die Altstadt. Das ist hier wie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Echt schön. Dann gab es Champagner und ich wurde zum Essen in ein Restaurant eingeladen. 

Puh, geht es mir gut. Ich bin echt dankbar. Danke Moni, Jean-Paul und Mama. 

Heute wird es daher wieder kürzer mit dem Blog, aber ich an Morgen werde ich mir wieder mehr Zeit nehmen. Mit dem Wetter und der Strecke kann es so weiter gehen. Hoffen wir mal. Jetzt bin ich aber sehr müde und muss schlafen. 

So, Tag 4 von Woche 2 ist vorbei. Von Jimdu gibt es nix neues, es ist auch Sonntag. 

Heute habe ich wieder ca. 108km absolviert und bin mitten in Tours. Es war der bisher schönste Tag meiner Reise. Das lag am Wetter, es war warm, fast keine Wolken und auch kein Gegenwind. Und natürlich an der Strecke, das Loire-Tal ist hier wunderschön und auch wunderschön zu fahren. Kein Wunder also, dass wieder mächtig viele Radler unterwegs sind. Patrick, einen forschenden Geolograph aus Luxemburg, habe ich in Amboise kennen gelernt und mit ihm gehe ich jetzt zu Abendessen. Er fährt nach La Rochelle, wo er sich mit seiner Frau trifft. 

Jetzt kam ich nicht dazu, viel zu schreiben. Gedanken hatte ich heute einige, die ich teilen wollte. Aber der Abend in Tours war mehr als schön. Und das ist auch einer der Momente, die ich mir gewünscht habe. Es war nett mit Patrick zu reden und sich auszutauschen. Wir hatten ein tolles Abendessen  und wie schon mehrfach erwähnt, die Franzosenhaben das mit dem Essen drauf. Tours ist überraschend schön und der Bahnhof und die Bügermeisterei sind schon der Hammer. Das Highlight ist definitiv aber die Kathedrale, die bei Tageslicht schon beeindruckend ist. Ich konnte sie gerade bei einer Lasershow bewundern. Wow, war das toll, echt klasse gemacht. So wurde das Bild der von Laser beleuchteten Kathedrale das Bild des Tages. Und ohne weitere tiefgreifenden Gedanken und schwere Kost gehe ich jetzt nach einem schönen Tag ins Bett. Morgen geht es weiter, ich versuche irgendwie nach Parthenay zu meiner Cousine zu kommen. Schaun mer mal, wären 130km. 




So, Tag 3 von Woche 2 ist vorbei. Und bevor ich mit dem Blog starte, muss ich folgendes loswerden. Ich übernehme jegliche Verantwortung für Grammatik- und Rechtschreibfehler. Für die fehlenden Leerzeichen zwischen vielen Wörtern muss ich die Verantwortung von mir weisen. Das ist ein Jimdu (mein Homepage Provider) Problem und ich bin seit Tagen mit dem Helpdesk in Kontakt. Mittlerweile nervt es mich ziemlich ab, da ich viel Aufwand reinstecke, die Fehler zu korrigieren. Das ist mühsam und letztlich sinnlos, da der Editor beim speichern bzgl. der Leerzeichen macht was er will.  Ich fühle mich dabei immer wie Sisyphus. Jetzt hoffe ich mal, dass der Helpdesk bald mit einer Lösung aus dem Knick kommt, sonst muss ich da einen Blumenladen draus machen. 

So zurück zum Eigentlichen. Heute wurden es aufgezeichnete 108km. Gefahren bin ich noch den ein oder anderen Kilometer mehr, da ich erst beim 5. Hotel erfolgreich war. Und das lag nochmal im ca. 8km weiter entfernten Ort, wie der eigentliche Zielort für heute. Aber wie immer der Reihe nach, ich bin ja letztlich unter gekommen. 

Der Tag startete früh und es war vollkommen klare Luft und kein Wölkchen am Himmel. Der Regen hatte die Luft rein gewaschen. Leider ging ein frischer Wind, der wie immer von vorne kam. Da ich nach Südwesten fahre, wird der mich auch weiterhin begleiten. Der hat mich heute ganz schön ausgekühlt und mich wieder mehr Kraft und Zeit gekostet. Wobei ich zeitlich, also von der Geschwindigkeit, entspannt(er) bin. Das Auskühlen ist weniger schön. Die Sonne heizt den Rücken auf und dort schwitze ich und mein Bauch ist eiskalt. Im Business Kontext würde das gemittelt und alles wäre gut (sagt mir mein Erfahrung:-)), ich finde es für meinen Körper aber nicht so toll. Die Umgebung war die ersten 50km wie die Tage vorher. Viele abgeerntete Felder zwischen kleinen Dörfern und Bauernhöfen. Dann kam die Loire. 

Ab Chateaunef bin ich an der Loire entlang gefahren. Meistens auf dem Damm und immer gegen den Wind. Auf einem Teilstück sagte mein Elemnt, die nächste Richtungsanzeige kommt in 11,9km. Oha, das ist lange geradeaus. Die Gegend war letztlich eintönig. Bretteben, rechts Bäume oder die Loire oder Mais und links Mais oder Bäume oder Wiese. Egal, das ist super, um einfach vor sich hin zu kurbeln und mal den Versuch zu starten, nichts zu denken. Ich finde sogar, dass mir das gar nicht schlecht gelungen ist. Mal sehen, ob ich da noch besser werden kann, auch wenn viele denken, dass ist unmöglich. Einfach die Gedanken fallen lassen, ist das Motto. Oh, einige denken jetzt bestimmt, der drehe jetzt ab. Nö, wenn du dich leer machst und außer den Grundbedürfnissen und radeln nichts zu tun hast, kannst du mental ganz anders abschalten. 

Ein Thema lässt mich aber nicht los. Und das wird so zu meinem Ding, glaube ich. Was treibt den Menschen an, was lässt ihn morgens aufstehen und loslegen. Lassen wir mal die Urtriebe zum Überleben außen vor. Und in meinem Lebensumfeld kämpft ja keiner mehr jeden Tag um sein Leben und seine Nahrung. Der Kampf ist ein anderer geworden und da fragt man sich ja zB. als Eltern was treibt denn meine Kinder an. Was ist deren Ziel und es ist nicht mehr, dass der Eltern. Gute Ausbildung, solider Beruf, Existenz sichern, sparen, Häusle bauen und Rente genießen. Aber wenn ich die Kinder/Jugendlichen erreichen will und sie positiv zu beeinflussen, zu beraten oder ihnen zu helfen, muss ich deren Antrieb verstehen. Im beruflichen Umfeld gilt das gleiche, was treibt den Mitarbeiter denn an, insbesondere die neuen Generationen, die jetzt in die Berufswelt kommen. Eins ist klar, die funktionieren anders als die bisherigen Generationen. Nur Geld, gefühlte Sicherheit und etwas Karriereaussichten reichen da nicht mehr. Hier hat sich die Welt auch dramatisch geändert. Und ich merke, da werde ich weiterhin drüber nachdenken. Und eins ist klar, Selbstbestimmung spielt eine immer größere Rolle. Dazu aber in Zukunft mehr, in kleinen Dosen, so wie sich mir die Gedanken erschließen und dann werfe ich irgendwann mal die Bröckchen zusammen, die ich hier schon zum besten gegeben habe. 

Achso, das Bild des Tages wurde dass in Orleans. Man können die Franzosen Kirchen bauen. Das Bild war in harter Konkurrenz zum dem Bild auf dem Damm und zu dem Fahnenbild in Orleans, da sieht man mal wie es weht. 

Apropos, ich bin jetzt in Beaugency, geplant war mal Meung-Sur-Loire. In Meung habe ich das Schloss fotografiert, dass ist da wohl ne große Sache dort. Eins hat sich auch noch geändert. Im Loire-Tal sind sie wieder. Ich sehe jetzt wieder unzählige Radreisende. 

Morgen geht es nach Tours also noch eine zeitlang an der Loire entlang. 


So, Tag 2 von Woche 2 ist fast vorbei und ich habe 0km absolviert. Ich bin heute morgen aufgewacht und es hat geregnet. Draußen war alles nass, aber es hatte im Moment nur genieselt. Ich warunbeeindruckt und habe mein morgendliches Ritual absolviert. Langsam aufstehen, Toilette etc. und bin zum Frühstück. Danach habe ich sorgfältig gepackt und ausgecheckt und just als ich los wolltehates stark geregnet. Ich bin dann erstmal in das Café de France ca. 500m entfernt geflüchtet und habe mir einen Cappuccino geordert. Nach Studium der Wetter Apps war abzusehen, dass es gegen 14Uhrbesser werden sollte. Meine Lust auf eine Regenfahrt war nach meinen Erfahrungen an den ersten beiden Tage bei Null und so habe ich beschlossen zu warten. Ich wollte ja auch "Ich bin dann mal weg"vonHape Kerkeling lesen. Ich hatte am Abend davor schon damit angefangen und jetzt war die Gelegenheit sich komplett darauf einzulassen. Zumindest für die nächsten Stunden, da ich zu dem Zeitpunkt nochwillens war heute nach Orleans zu fahren. Dem Cappuccino folgte ein Mango Smoothie mit einem leckeren Käse-Schoko Kuchen, einzeln sehr lecker und in der Kombination nur auf demBild gut. Und natürlichviel Hape Kerkeling, sowie seinem Bericht über sich und den Camino. So heißt der Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Es las sich kurzweilig undichmagdenHapeauchirgendwie. Erhat relativ offenseinetäglichen Gedanken und seinen Mühen auf dem Weg beschrieben. Alles hat er nicht rausgelassen, aber es wird deutlich was einesolchePilgerreisefürihnpersönlichbedeutete.Die Frage nachdem"Warum" stelltsich einfach jedem, der eine solche Herausforderungen annimmt. Irgendwann wird es schwer und ohne Motivation, istesmühsamsichaufzuraffen.Dashatte ich jaschonmalaufgegriffen. Auf jeden Fall warmir zuviel Gott und Glauben im Spiel. Ich finde es für ihn schön, dass er so glaubt, wie er glaubt unddassererfahrenkonnte,dassGott zu ihmgesprochen hat.Das findet bei mir nicht so statt und ichhoffe auch nicht, dass Gott zu mir spricht. Aber lassen wir mal das Christliche oder auch denGlaubenansichhintenanstehen,vielleichtkomme ich im Laufeder Zeit nochmal darauf zurück. Gänzlichauseinander liegen wir aber beim Ehrgeiz. Ja, es ist valide, dass er mehrfach den Bus und Zuggenommenhat.Manmuss nurdieletzten150kmnachweislich gelaufensein, damit man die offizielle Pilgerurkundebekommt. Ich tue mich aber arg schwer mit dem Gedanken, Bus und Zug zu nehmen, wenn es schwerwird.Ichwillesnichtausschließen,ich habe an ähnlicherStelle wie er in Spanien noch saftige Aufgaben. Dassoll keine Kritik sein, der ist fas 500 von seiner 600km Strecke gelaufen undhatseineeigenenErfahrungenauchkörperlicherNatur gemacht. Mirhatte es halt zuviel Auto, Bus bzw. Zug und er war zu demZeitpunkt 36 Jahre alt und keine 60. Sei es drum, ich will hier keineRezensionschreibenundmussmichletztlichbedanken. Nachdem um 13:45Uhr die WetterApps ihre Meinung geändert hatten und es nicht nachBesserung aussah, habe ich auch meine Meinung geändert. Ich hab dasRadwiederzurückzumHotelgeschobenund wieder eingecheckt.Umgezogen in meine Nichtradfahrerkluft, was kaum zu erkennen ist, bin ichwieder ins Städtchen und habe mich ineineBrasseriezurückgezogen.DafolgtekulinarischgeseheneinCroquet de Madelineundliterarisch fastder Rest von Hape. Daher auch das Danke, ich konnte mich damit etwasablenken von dem regnerischen TagundweitereImpulse ausdemBuch malsackenlassen.Ichbin derzeit noch nicht inder Lage undich weiß auch nicht ob ich es je sein werde, den Tag einfach so, ohneGehirnnahrung an mirvorbeiziehenzulassen. 
Eines kann ich hier noch teilen. Erstens ist mir nicht langweilig, kommt ggf. noch und auch wenn ich alleine bin fühle ich mich nicht einsam. Die Zeit mit mir ist gut und löst auch viele verborgene Erinnerungen aus. Irgendwie werden Dinge, die im Langzeitgedächtnis sind, nach oben gespült. In der Brasserie spielten sie U2 - Wahnsinn oder? Auf jeden Fall war ich 1987 beim U2 Konzert in Köln. Damals spielten die im Münergsdorfer Stadion, heute umbenannt in Rheinenergiestadion und nach wie vor Spielstätte des 1. FC Köln. Wir waren um 14:00 Uhr im Stadion und es regnet bis 20:00 Uhr ununterbrochen. Dann fing U2 an und es hat aufgehört zu regen. Heute hatte es dann auch aufgehört als U2 spielte. Verrückt. 
Ich im Moment habe noch ein Foto aus meinem Hotelzimmer hochgeladen. Ja, da steht ein DJ  und die zweite Box steht unter meinem Fenster. Hm, mal gespannt was das noch wird, aber ich werde mich gleich mal dazugesellen. Laut ist es schonmal, vielleicht kommt auch noch Musik mit der ich mehr anfangen kann. Morgen geht es dann weiter. Mal sehen wohin und wie weit. Weil vorwärts kommen muss ich, dass ist in mir drinne. Nicht weiter kommen ist doof - aber vorwärts immer nur bei "fair means". 


So, Tag 1 von Woche 2 ist abgeradelt. Ich habe wie geplant heute rausgenommen und 55km absolviert. 3h hat die Sonne geschienen und es war eine schöne Strecke. Wenn da nicht der Wind gewesen wäre, mein Freund der Gegenwind. Zumindest ist er fair und zeigt sich immer frontal von vorne und zwar heute den ganzen Tag. Damit habe ich länger gebraucht und mehr Körner verbraten als ich wollte, ich musste sogar bergab treten. Aber so ist das nun mal. Jeder Tag ist anders und irgendwas ist immer. Das Leben ist halt kein Ponyhof oder Picknick, wie man so schön sagt.
Das hat mich zum Nachdenken gebracht und ein paar Analogien zum Berufsleben sind mir durch den Kopf gegangen. Die Strecke geht nur im Traum bei Sonnenschein ohne Gegenwind bergab. In der Realität gibt es immer Steigungen, Gegenwind, Regen und Kälte. Aber wenn du weiterfährst ist jeder Berg irgendwann zu Ende, jeder Regen hört auf und dem Wind geht auch irgendwann mal die Puste aus. So ist das in der Business Welt auch und heutzutage in der schnelllebigen digitalen Welt sowieso. Es läuft nie wie geschmiert,  es ist immer wieder mühsam und anstrengend. Aber es muss weitergehen. Hörst man auf, bleibt man am Berg kleben oder im wahrsten Sinne im Regen stehen. 
Aber man muss mit seinen Ressourcen haushalten. So wie ich jetzt auch rausnehmen muss, da meine Ressourcen endlich sind. Es geht nicht immer im gewünschten Tempo voran und das muss man akzeptieren. Wenn nicht, dann fährt man sich in Grund und Boden. Immer Gas geben kann man nicht aufrechterhalten - das ist nicht sustainable, wie es auf Neudeutsch heißt. Als Mitarbeiter geht das nicht und als Führungskraft muss man erst recht auf die richtige Balance achten. Wieviel kann ich einfordern, wie weit kann ich pushen. Die Ressourcen und die Energie sowie die Moral von jedem sind endlich. Ebenso muss man als Führungskraft mindestens den gleichen Einsatz bringen. Nur die Peitsche schwingen und treiben wird nicht als Leadership wahrgenommen. Also nicht vom Team. Kann sein, dass das welche anders sehen, aber dann steht für diese Leute ein langfristiges Leistungsvermögen nicht im Vordergrund. Ihr wisst was ich meine :-). Dass waren dann meine 2 Cent zu Weisheiten, die jeder kennt. 
Um zum radeln zurück zu kommen. Die Strecke heute war, wie schon oben erwähnt, schön und Komoot schafft es meist, mich überwiegend über die kleinen Straßen zu führen. Auch wenn jetzt kein Feiertag mehr ist, es ist hier wenig los. Es fahren wenige Autos auf den kleinen Straßen und man sieht fast keine Menschen in den Dörfern. Man erlebt das zentralistische Konzept von Frankreich, es spielt sich fast alles in Paris und drumherum ab. Hier sind vorwiegend kleine Dörfer, die aber meist große Bauernhöfe sind. Und jeder große Hof bekommt sein eigenes Ortsschild spendiert. Die Strecke ging dann fast ausschließlich an Felder vorbei, von den die meisten schon abgerntet waren. Es standen nur noch ein paar Maisfelder und ich habe eine Sonnenblumenfeld wahrgenommen. Ist also echt schön zum radeln in der Gegend. Ich habe heute auch bewusster als bisher die Umgebung wahrgenommen und aufgesaugt, warum auch immer. Daher auch das Bild des Tages mit dem Hintergrund, der das typische Bild der Landschaft zeigt. Was fast völlig verschwunden ist, sind die Kühe. Heute habe ich fast keine mehr gesehen, Dafür mindestens zehn riesige Freiluft-Vollieren mit Perlhühnern und Fasanen. Hatte ich noch nie zuvor gesehen. Die Vollieren sind fast feldgroß und teilweise stehen da kleine Maisfelder drinne. Darin befinden sich unzählige dieser Vögel. Wahnsinn. Die machen eine riesen Lärm, wenn man vorbeifährt. 
So, eigentlich wollte ich heute über Technik schreiben, über meine wichtigste Ausstattung, mein Rad. Aber das mache ich dann ggf. morgen. Morgen will ich früh los und mir Orleans anschauen. Ich hoffe mal auf wenig Wind. 

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Kommentare: 8
  • #1

    Stephan (Freitag, 18 August 2017 07:58)

    Hallo Dirk, ein wirklich schöner Bericht. Deine Gedanken zum Thema Leadership sind excellent. Ich denke, wenn du so weitermachst, kannst du am Ende ein Erfahrungs- und Erkenntnisbericht als Buch herausgeben. Nebenbei kannst du das erlebte und erfahrene, in Form von Coaching, anderen zur Verfügung stellen. Also ich würde ein Seminar von dir besuchen ;-) Ich freue mich auf das neue Kursangebot bei der IBM.

    Und zu deiner sportlichen Leistung, Hut ab. Geniesse, dass du dir die Zeit genommen hast eine solches Abenteuer zu erleben. Geniesse jede Blume, Tier, Feld, Wolke, regen, Sonne oder jegliches anderes. Dies ist die Schönheit die uns jemand für eine gewisse Zeit geschenkt hat. Leider sehen sehr viele Menschen dies nicht mehr. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Spass, mit weniger Gegenwind und ich freue mich auf den nächsten Eintrag. Viele liebe Grüße Stephan

  • #2

    Monika B. (Freitag, 18 August 2017 21:25)

    Hallo Cousin,
    hier ist die Moni und will Dir zu Deinem Bericht von Heute was sagen. Der Regen sollte kein Hinderniss sein , nur der Bedarf nach einer Pause wie bei dem französischen Fahrradrennen "Tour de France". Der Regen hält den FIscher nicht davon ab hinauszufahren und uns mit frischem Fisch zu versorgen. Jedenfalls sind wir ganz in Deiner Nähe mit unseren Gedanken und freuen uns über Deine schönen Zeilen, habe auch Lust mein Fahrrad herauszuholen und die Reise anzutreten. Falls Du es bis hier nach Parthenay schaffst, wir sind noch im Lande und bereit Dich zu empfangen.
    Fischers Fritze fischt frische Fische , frische Fische fischt Fischers Fritze.
    MB

  • #3

    Kraemerf (Montag, 21 August 2017 07:02)

    Hi Dirk,
    der Vorläufer des Fahrrades ist glaube ich in Karlsruhe von Herrn Drais erfunden worden aber es waren die Brüder Peugeot die es später zum erfolgreichen Massenartikel gemacht haben. BTW - Opel als neue Erwerbung der Groupe PSA hatte seine Wurzeln auch in der Herstellung von Fahrrädern und Nähmaschinen. Musste deshalb mal etwas lessen über die Herren Peugeot. Das waren für Ihre Zeit echte Start-Up Pioniere und nicht minder kreativ/erfolgreich wie Google und Apple. Sehr spannend über die zu lessen:

    "Armand Peugeot entstammte einer Familie von Unternehmern; die Färbereien und Textil- und metallverarbeitende Unternehmen betrieben; absolvierte die École Centrale, eine renommierte Ingenieurschule in Paris. Im Jahr 1881 reiste Armand nach England, wo er u.a. im englischen Leeds (West Yorkshire), seinerzeit neben Manchester ein bedeutender Standort der Industrialisierung und Metallverarbeitung, aufhielt, dort als Ingenieur arbeitete und die dortige Produktion der in England bereits sehr beliebten Fahrrädern beobachtete und das Potential, das für die individuelle Bewegungsfreiheit der Menschen auch in Frankreich im Fahrrad steckte, erkannte. Gemeinsam mit seinem Cousin Eugène, der die Leitung übernahm, gründete er die Firma Peugeot Frères Aînés, und sie begannen mit der Herstellung von Fährrädern; der Absatz entwickelte sich so rasch, daß 1887 auf dem Firmengelände in Beaulieu ein gesonderte Produktionshalle geschaffen werden mußte."

    https://de.wikipedia.org/wiki/Armand_Peugeot

    Dir weiterhin gute Fahrt und Hals- und Rahmenbruch (sagt man das so in der Bike Community) ?

    -frank-

  • #4

    Der Justus (Dienstag, 22 August 2017 15:01)

    Moin, hab heute von Dominic den Link bekommen ... bevor Ich Dir auch meine besten Wünsche für Deine Tour schicke, erklär doch bitte mal irgendwo, wie man zur Woche 1 kommt :-) ... Fange jetzt erstmal mit Woche 2 an ...

    Viele Grüße
    Justus

  • #5

    nochmal: Der Justus (Dienstag, 22 August 2017 15:03)

    Ah, habs gefunden ... unten auf der Sitemap kommt man zur Woche 1 ... bin wohl etwas ungeübt im Blog lesen ... aber vielleicht kann man das ja oben rechts noch einfügen ;-) ... Jetzt fange ich mal an zu lesen ...

  • #6

    Der Justus (Dienstag, 22 August 2017 18:20)

    So, bin "oben angekommen" (Tag 5 Woche 2 ;-.) ...
    "Aller Anfang ist schwer" und für Dich war es offensichtlich genau so! Man kann lesen, dass Du einiges mehr als Dein Gepäck mit auf die Fahrt genommen hast und gleich zu Anfang mit dem Wetter und den Steigungen hart geprüft worden bist. Aber Glückwunsch, dass Du hast durchgehalten und Dich mittlerweile auch mental "eingeradelt". Du hast selber schon gemerkt hast, dass man so einen Trip nicht erzwingen kann, und so habe ich auch "durchgehalten" statt "durchgebissen" geschrieben. Lass den Trip mit Dir geschehen und bleib so frei und ungebremst in der Mitteilung Deiner Gedanken. Es macht Spaß zu sehen, wie Du Dich befreist und es fallen dabei immer ein paar Weisheiten ab, die wir Daheimgebliebenen gut für den Alltag gebrauchen können :-)
    Statt "einer Handbreit Wasser unterm Kiel" wünsche ich Dir immer "eine Handbreit Luft zur Stoßstange des Vordermanns" - bin gespannt auf Woche 3 ff.

  • #7

    Ich (Dienstag, 22 August 2017 22:01)

    Danke Justus und Frank für Euren Kommentare. Beide sind sehr authentisch für Euch - hat mich zum Schmunzeln gebracht.

  • #8

    Der Justus (Freitag, 25 August 2017 13:48)

    Damit weißt Du wenigstens, dass wir keine Fan-Bots sind :-P